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Unabsichtlich aber treffend!

Kindersprüche ernst nehmen?
Kindersprüche ernst nehmen sollte man schon. Denn die Kindersprüche offenbaren uns, den Eltern, unauffällig einiges über das Entwicklungsniveau und innige Beweggrunde unserer Kinder.

Zum Glück habe ich das Heranwachsen meiner Tochter Alisa nicht nur angeschaut, sondern mir auch einiges notiert: meistens die unzähligen Kindersprüche, die sie in ihrer Natürlichkeit und Unbefangenheit hervorgebracht hat und eigentlich immer noch tut. Aber nicht nur die Kindersprüche von meiner Tochter, sondern auch die, von ihren Freundinnen, habe ich nicht verpasst aufzuschreiben. Mittlerweile ist meine Tochter fast zehn, kann über ihre Kindersprüche „aus der früheren Kindheit" schon selbst schmunzeln und hat es mir großzügig erlaubt, einiges publik zu machen. Für die Mutigkeit meiner Tochter, ihre eigenen Ungeschicklichkeiten zu veröffentlichen, bin ich ihr unendlich dankbar, habe mich an die Arbeit gemacht und habe ihre tapsigen Kinderäußerungen zu diesem Artikel zusammengefasst.

Sobald sich das Kind fortzubewegen und einigermaßen zu äußern gelernt hat, beobachtet es sein Umfeld und zieht eigene Schlussfolgerungen in allen Wissenschaftsrichtungen und ihren Unterzweigen, so wie Medizin, Physik, Sprachwesen, Ethik etc. Ich habe mir Gedanken gemacht, ob ich die einzelnen Kindersprüche eher chronologisch oder richtungsbezogen aufteilen sollte? Nach einigen Überlegungen habe ich mich für die zweite Variante entschieden, denn so kann man das Heranwachsen des Verstandes in einzelne Richtungen besser verfolgen. Dennoch habe ich den Stoff zu jeder Richtung auch chronologisch gestaltet und mit Kommentaren versehen, die mir selbst helfen sollten, mein eigenes Kind besser zu verstehen.

Anatomie und Medizin
sind wohl die ersten und umfangreichsten Gebiete, auf denen Kinder zu forschen beginnen. Und da ist auch jede Menge zu entdecken.

In ihren wesentlichen Zügen gleichen Puppen den Menschen. Der Teufel aber steckt immer im Detail!
Alisa (2) betrachtet sorgfältig meine Kopfhaut unter den Haaren und wird verlegen: „da gibt es gar keine Löcher…"

Wenn man müde wird, wollen die Beine nicht mehr laufen, Arme und Augen machen nicht richtig mit. Soll das nicht logischer Weise nach auch die inneren Organe betreffen?
Alisa (3) ist müde: „Ich bin so-o-o müde. Und mein armes Herz ist auch müde: es klopft gar nicht mehr…"

Wenn ein Spielzeug kaputt geht, oder was anderes nicht mehr richtig funktioniert, kann man es ersetzen. Warum eben nicht die Menschen, falls sie sich nicht ordentlich benehmen?
Alisa (3) nimmt mir was übel: „Du bist eine schlechte Mama! Ich bitte Oma und Opa, dass sie mir eine neue Mutti gebären!"

Manchmal müssen auch die Eltern zurechtgewiesen werden.
Alisa (3) will, dass ich ihre Puppe bearzte. Ich nehme den Spielstethoskop, höre das „ Herz" der Puppe an und sage: „Alles in Ordnung, das Herz klopft."
Alisa macht die Kulleraugen: „Mutti! Sie hat doch nur Plastekugeln drin!"

Glücksformel
Alisa (4) hat Windpocken: „Ah Mutti, du bist doch glücklich: darfst dich kratzen so viel du willst!"

Raum und Zeit
Erwachsene merken es einfach nicht, wie freigiebig sie mit diesen Begriffen umgehen und wie oft sie bei der Umgangssprache eines mit dem anderen tauschen. Die Kinder sind aber ganz präzise Beobachter und lassen sich nicht so einfach reinlegen.
Ich: „Alisa, gehst du auf den Topf vor dem Kindergarten?"
Alisa (2): „Kann ich nicht lieber zu Hause?.."

Die Eltern wollen immer viel zu viel wissen. Nicht alles soll verraten werden!

Ich: „Alisa, wann hast du die Puppe im Kindergarten verloren, vor oder nach dem Schlaf?"
Alisa (2) strengt sich an: „m-m-m… Ich glaube vornach…"

Man fliegt oder fährt manchmal in Urlaub: mal nach Osten, mal nach Westen. Die Uhr muss immer wieder hin und her umgestellt werden. Außerdem gibt es noch Winter- und Sommerzeiten, die es doch nicht in allen Ländern gibt… Es ist ganz schön verwirrend, aber man möchte sich trotzdem kompetent zeigen.
Alisa (7): „Wie lange fliegt man von Berlin bis nach Sankt-Petersburg?"
Ich: „ungefähr zwei Stunden."
Alisa: „Ist das nach Russlandzeit oder nach Deutschlandzeit?"

Unser Alltag ist meistens voll verplant und in feste Zeitabschnitte aufgeteilt. Man ist gestresst und weiß keinen Ausweg mehr, obwohl er eigentlich so kinderleicht zu finden ist.
Alisa (9) hat für sich eine schöne Armbanduhr aus Buntpapier gebastelt, angemacht und freut sich sehr: „Mutti, schau mal, wie schön die ist - meine neue Armbanduhr!"
Ich: „Was willst du mit einer Armbanduhr aus Papier anfangen? Du hast doch eine echte!"
Alisa: „Diese hier ist ja viel besser: du kannst jede Zeit einstellen, welche du dir wünschst und das machen, was du gerade willst!"

Erdkunde
Mein erster Versuch die Begriffe „Norden" und „Süden" zu erklären, hat durch eisern logisches Widerlegen gescheitert.

Ich: „Im Süden gibt es viel Sonne, aber bei uns im Norden nur wenig."
Alisa (2) schaut aus dem Fenster hinaus, dann guckt sie in das Bilderbuch mit dem „Süden" rein und stellt fest: „Wir haben hier nur eine Sonne und die dort auch nur eine."

Ein Gefühl für Humor ist keinem Menschen angeboren und muss entwickelt werden. Bis es soweit ist, werden alle Äußerungen der Erwachsenen buchstäblich verstanden.
Alisas Kusine Natali (2) schockiert die ganze Familie mit ihren Krabbelkünsten. Unzählige Male sie vom Schrank runterholend sagt meine Schwester immer wieder seufzend zu ihr: "Ach, du bist eine echte Naturkatastrophe!"
Eines Tages während die Mutti sich in der Küche beschäftigt, schaut Natali an Opas Seite kuschelnd Nachrichten im Fernsehen. Dann hört die Mutter sie schreien: "Mama, komm! Aber schnell! Da wird gerade über mich berichtet!"

Erkenntnis aus der Naturkunde
An einem kalten Herbsttag hat sich über dem naheliegenden Wald ein dichter Nebel gebildet.
Alisa (4) staunt: „Guckt mal, der Wald ist verschwitzt!"

Land und Leute
Alisa (7): „Wie viele Menschen leben auf der ganzen Erde?"
Ich: „über sechs Milliarden."
Alisa: „ist es mit uns gemeint oder ohne?"

Das Kind wächst, wächst auch sein Verständnis.
Ein Jahr später liest Alisa (8) ihren eigenen Lapsus und wird stutzig: „Ah, wie dumm ich damals war: jetzt weiß ich doch genau, dass es mit uns gezählt wurde!"

Wirtschaft und Eigentumsrecht
Lieferbedingungen

Alisa (2): „Ins Flugzeug bringen die Sachen die Gepäckträger, das verstehe ich. Und wer nimmt die Sachen wieder raus?"
Ich: „Auch die Gepäckträger"
Alisa: „Und wer lässt sie raus?"
Ich: „Wo denn her?"
Alisa: „Na, aus dem Gepäckraum."

Was einem geschenkt wurde, gehört doch ihm und niemand anderem! Einigen muss dies jedoch extra erklärt werden.
Der Papa hat der Alisa (2) ein 3D-Puzzle-Modell des Eiffelturmes geschenkt und erklärt, dass dies der Turm vom Eiffel aus Paris sei.
Alisa fühlt sich tiefst gekränkt und zeigt kein Verständnis: „Eiffelturm ist in Paris und dieser hier ist nicht Eiffels, sondern meiner!"

Finanzwesen und Soziales
Der Arbeitswelt begegnet das Kind eigentlich sobald es versteht, wohin ein Elternteil jeden Morgen verschwindet, um nur gegen Abend nach Hause zurückzukehren. Plötzlich ändert sich die Situation grundsätzlich: der Papa verschwindet nicht mehr, tut es aber so, als sei er trotzdem sehr beschäftigt. Dies ist erklärungsbedürftig.

Alisa (3): „Wieso muss der Papa eine neue Arbeit suchen?"
Ich: „Ohne Arbeit gibt es kein Geld, ohne Geld kann man nichts kaufen: keine Bonbons, kein Spielzeug, keine Kartoffeln zum Abendbrot…"
Die Kinder sind von Natur aus geschickte Psychologen. Alisa zeigt zuerst Mitleid und dann bringt Ermunterung: „Ja… ohne Kartoffeln ist schlecht… Na gut, dann backen wir einen Kuchen!"

Eine kurze Weile später schenkt unsere Nachbarin der Alisa eine Münze vom 2€ Wert. Alisa scheint vom Finanzwesen schon einiges begriffen zu haben und will sich sachkundig zeigen:
„Ach, wie lieb die Tante doch ist: hat mir eine Münze geschenkt! Jetzt kann ich mit ein Geschenk kaufen!.. Zum Beispiel… Kartoffeln?..

Passiert auch, dass beide Eltern bis zum Abend verschwinden müssen und das Kind einer fremden Tante und anderen Kindern beigesellt wird. Eigentlich geht meine Tochter ganz gern in den Kindergarten, aber manchmal gibt es nichts Schöneres als Routine zu brechen, wenn auch auf Kosten eigener Gesundheit. Oder ist es womöglich sogar gesundheitsförderlich, mal Routine brechen zu dürfen?..
Alisa (3): „Ist der Kindergarten heute zu?"
Ich: „Nein, er ist auf."
Alisa: „Aber ich gehe nicht?"
Ich: „Nein, du gehst nicht."
Alisa: „Weil ich krank bin, ja?" Sie seufzt auf und fügt träumend hinzu: „Und krank sein werde ich noch lange-lange…"

Mit 4 Jahren beginnt man zu begreifen, dass verschiedene Menschen unterschiedlich bemittelt sind. Einige sind reicher, die anderen dagegen ärmer… Es muss doch ein Etalon geben, um schnell bestimmen zu können, wer reich ist und wer nicht so. Oder man kann so ein Etalon selbst erfinden?
Alisa (4) nach dem Besuch bei unseren Freunden: „Die Leute sind aber reich!"
Ich: „Wie kommst denn du auf diese Idee?"
Alisa: „Sie haben so-o-o schönes Klopapier!"

Irgendwann erfährt das Kind, dass die Menschen so ein Etalon längst erfunden haben. Und das ist nämlich Gold. Daran wird gemessen, ob jemand reich ist. Aha, das muss man also haben!
Eines Tages bekommen wir ein Päckchen von den Großeltern zugeschickt.
Ich: „Alisa, interessant, was könnte hier drin sein? Was wünschst du dir am liebsten?"
Alisa (4): „Gold!"

Dass die erwiesenen Dienstleistungen bezahlt werden müssen, das weiß man schon mit 5 Jahren. Dennoch gibt es graue Zonen…

Alisa (5): „Wenn eine schwangere Frau ins Freibad geht, soll sie sagen, dass sie alleine ist oder mit dem Kind, und für wie viele muss sie dann bezahlen?"

Und eines Tages wird es ernst...
Alisa (5): "Mutti, eine Geldbörse habe ich schon, jetzt brauche ich noch eine Spardose!"
Ich: "Was willst du damit anfangen? Wo nimmst du Geld für deine Spardose her?"
Eine plausieble Erklärung lässt sich nicht warten: "Geld für meine Spardose nehme ich aus meiner Geldbörse. Und wenn meine Geldbörse dann leer ist, dann öffne ich meine Spardose und nehme Geld von dort aus für meine Geldbörse. So brauchst du nicht mehr, mir dein Geld aus deiner Geldbörse zu geben!
Ich werde nicht verraten, ob ich dem geglaubt habe oder nicht, aber eine Spardose hat Alisa dennoch gekriegt...

Sprachwesen
Erziehung in der Zweisprachigkeit ist eine Sache für sich. Dafür… dagegen… ob es überhaupt funktioniert? Darüber könnte man einen extra Artikel schreiben. Ein Wortstamm aus einer Sprache, dazu Präfix und Suffix aus der Anderen… Zweisprachige Kindersprüche lassen sich leider nicht übersetzen und sind nur für die verständlich, die ebenso die beiden Sprachen beherrschen.
Auf jeden Fall macht die zweisprachige Erziehung den Eltern viel Spaß und auch die zweisprachigen Kinder gehen an jede ihrer Muttersprachen bewusster heran. Jedes Namenwort wird zerstückelt und grundsätzlicher Untersuchung unterzogen.

Ob die Menschen aus Brunnlos immer noch Wasserprobleme haben?
Ob Düsseldorf nicht längst in Düsselstadt umbenannt werden sollte?
Ob in Gansgrün wirklich keine ausreichende Nahrung für größere Tiere gab?
Jede Sprache stellt ein umfangreiches Gebiet für philologische Forschungen dar.

Ob Sprachenbeherrschung vom Alter abhängt? Da unsere Tochter zweisprachig erzogen wird, fällt ihr Manches nicht leicht zu verstehen.
Alisa (3): „Warum spricht Regina (Kindergartenerzieherinn) kein Russisch?"
Ich: „Sie kann es nicht."
Alisa empört: „Aber ich kann es doch!" Danach stellt sie eine ihrer Meinung nach logische Frage: „Und wie alt ist Regina?"

Deutsch-russisch… letztendlich kommt es nicht darauf an, welche Sprache man spricht - Hauptsache, man versteht sich.
Alisa (5) und ihre Freundin Jana (5) spielen im Kinderzimmer, während sich ihre Eltern im Wohnzimmer unterhalten. Dann kommen die Kinder zu uns.
Wir fragen Alisa und Jana: „Mädels, wenn ihr zusammen spielt, welche Sprache sprecht ihr miteinander: deutsch oder russisch?"
Die beiden: „russisch… und deutsch… und hundisch…"

Das ist manchmal echt dumm, das keine Sprache so logisch aufgebaut ist, wie zum Beispiel die Mathematik! So können ärgerliche Missverständnisse entstehen…
Nach einer Krankheit war Alisa (6) den ersten Tag wieder im Kindergarten und kommt danach mit Frage auf mich zu: „Mutti, was bedeutet das Wort 'Mist'?"
Ich gebe ihr eine plausible Erklärung.
Nach langem tiefen Überlegen fragt Alisa weiter: „Was bedeutet dann: 'Wir haben dich so sehr vermisst'?.."

Assoziationskraft
Wie oft es Frauen die Unbesonnenheit und Gedankenlosigkeit unterstellt wird, insbesondere wenn es sich um Shopping handelt. Böse Zungen sagen dazu auch „Kopflosigkeit", oder liegt es uns, den Frauen, wirklich in der Natur?

Nach längerem Spielen ist Puppenkopf auf dem Teppich liegen geblieben. Alisa (2) spielt ungestört weiter.
Ich: "Alisa, schau mal: deine Puppe hat keinen Kopf. Wie spielst du mit der Puppe ohne Kopf?"
Alisa (2): „Sie geht einkaufen."

Um einige Tatsachen sich besser zu merken, wenden die Erwachsenen als Gedächtnishilfe die sogenannte „Eselsbrückenmethode" an, die sich auf Verknüpfungen zwischen angeblich ganz unterschiedlichen Dingen beruht. Diese beinahe wissenschaftlich belegte Methode haben die Erwachsenen bestimmt von Kindern abgekuckt.
Alisa (4) unterwegs vom Kindergarten: „Mutti, guck mal, vier Schranken! Ist das nicht toll?"
Ich: „Und was ist da so besonders toll?"
Alisa: „Na, ich bin ja auch vier Jahre alt!"

Ethik
Dass man in manchen Fällen „Danke" und „Bitte" sagt, kriegen Kinder relativ früh beigebracht. Ob es sich auch lohnt, sich damit abzumühen, das ist die Frage.

Auf dem Spielplatz hat eine Tante der Jana (4) (Alisas Freundin) für beide Mädchen Bonbons gegeben. Jana kommt glücklich zu uns mit den Bonbons in der Hand.
Janas Mutti: „Jana, gehe bitte zu der Tante zurück und sage ihr „Danke."
Jana wird verlegen: „sie hat aber keine mehr…"

Soll man dem Anderen immer mitteilen, was man denkt? Und wenn man sich gar nicht zurückhalten kann?
Eine Bemerkung der Lehrerin unter der Klausur konnte weder Alisa (9) noch wir lesen.
Am nächsten Tag bietet Alisa die Lehrerin: "Könnten Sie es mir bitte vorlesen - wir konnten das zu Hause gar nicht lesen."
"Ich habe hier geschrieben: 'schreibe deutlicher'!" - sagte die Lehrein.

Einfach ehrlich oder frech? Eigentlich geht es ganz sehr auf die persönliche Auffassung dieser Begriffe an...
Horterzieherin erklärt den Kindern: "Geht bitte nicht hinter diesen Hügel, weil, wenn ihr hin geht, kann ich euch dort gar nicht sehen. Also ich wiederhole noch ein mal: ich will euch hinter diesem Hügel nicht sehen!"
Da meldet sich unsere Alisa (10) zu Wort: "Sie haben doch gerade eben gesagt, dass Sie uns hinter dem Hügel nicht sehen können. Wie können Sie denn dann wollen, uns hinter dem Hügel nicht zu sehen, wenn Sie uns dort eher nicht sehen können!"

Die liebe Technik
Ob wir das wollen oder nicht, stellt uns die Umwelt ihre physikalischen Grenzen, die möglichst früh gelernt und unbedingt beachtet werden müssen. Sonst tut es weh… oder man wird mindestens aufs tiefste enttäuscht.
Alisa (2) pustet in die Holzflöte. Es klappt zuerst laut, dann immer leiser, dann gar nicht mehr.
Alisa seufzt auf: „Akku ist leer…"

Wo die Energie her kommt und wo sie wieder verschwindet - in unserer hochtechnologiengestopfter Welt ist das eine kopfzerbrechliche Angelegenheit auch für Erwachsene und umso mehr für unsere Kinder.
Alisa (2): „Mutti, du brauchst nicht den Schlitten zu ziehen! Setzt dich lieber zu mir."
Ich: „Wer zieht denn dann?"
Alisa bleibt gelassen: „Wir lassen ihn an und er fährt von alleine!"

Die liebe Technik... Ihr wird nämlich vorgeworfen, dass unsere Kinder keine Fantasie mehr an den Tag legen und nicht mit „Nicht-hi-tech-Spielzeug" spielen wollen. Allerdings passiert nicht selten, dass wir selbst aus Sicherheits- oder, wer weiß auch, aus welchen Gründen unsere Kinder mit Hi-Tech-Sachen vollstopfen.
Seit einiger Zeit gab es bei uns in der Familie unzählige Gespräche, ab welchem Alter das Kind ein Handy benötigt. Alisa hat die Entscheidung leicht getroffen.

Alisa (9) spielt mit dem alten kaputten Handy und kommentiert ihre Vorliebe: „Dieses Handy ist viel praktischer als das neue: hier kannst du beliebige Tasten drücken und rufst sowieso nirgendwo an!"
Na, wirklich…

Um einzugestehen: auf unsere Digitalkinder wirken Computerspiele unwiderstehlich anziehend.
Kaum aus der Schule rennt Alisa (9) zum Computer mit der Erklärung, sie habe in einem Internetspiel auf dem virtuellen Spielplatz mit ihrer Klassenfreundin Michelle ein Treffen ausgemacht. In nächster Minute ist sie schon in der anderen Welt und plaudert dort mit ihrer Freundin. Ob diese Welt besser sei und die Mädchen nicht mehr freiwillig zurück wollen?
Michelle: „Darf ich zu dir kommen?"
Alisa: „Natürlich darfst du in mein Baumhaus rein!" (dort sind sie nämlich kleine bunte Pandas und wohnen in niedlichen Bambushütten)
Michelle: „Aber nein, ich meine: darf ich in echt zu dir kommen?"

Aber natürlich darf Michelle auch "in echt" zu uns kommen! Und schon kurz danach hängen die beiden kopfrunter auf dem Reck in unserer Sportecke, beide lustig rotbackig und Hauptsache ganz echt! Die Erziehung kann also weitergehen und ich denke, an Kindersprüchen wird es in der nächsten Zukunft nicht fehlen.

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Alisa ist mittlerweile schon zwölf. Sie kommt in die Pubertät. Die Tür in ihr Zimmer bleibt immer öfter von der Außenwelt verschlossen.
Ich klopfe ganz vorsichtig an: "Darf ich bitte rein? Was machst du? Spielst du?"
"Nein! Ich spiele nicht! ...ich tue es nur so, als ob ich spiele..."

Na tschüss dann, Kindheit.

Juli, 2010

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